
Ein höllisches Vergügen
Letzte Änderung am 15.08.99
Echtzeit ist nicht nur im Stratgiebereich sehr beliebt. Schon bei Altmeister "Dungeon Master" hat man erkannt, wie fesselnd
sich "Real Time" in einem Rollenspiel auswirken kann. Und spätestens seit Ultima Underworld gibt es für diese Art von
Spielen eine feste Fangemeinde, die mit taktischen Rundenkämpfen a la Wizardry und Might&Magic nichts
mehr zu tun haben will.
Noch ein Stück weiter geht hier Diablo, das den Begriff Hack & Slay RPG neu definiert. Gespielt wird Diablo aus
der, von Spielen wie Ultima schon hinlänglich bekannten, isometrischen Perspektive. Dabei wurde glücklicherweise
darauf geachtet, daß solche "Pannen", wie sie z. B. Ultima 8 hatte, nicht mehr passieren. Gegenstände können nicht hinter
einer Mauer verschwinden, da diese immer transparent dargestellt werden. Aber zu den grafischen Aspekt von Diablo
später mehr.
|
Kommen wir jetzt erst mal zu der Vorgeschichte: Das Game beginnt in einem kleinen Dorf, das man nicht gerade als überbevölkert
bezeichnen kann. Der Grund dafür ist ganz simpel und trotzdem schwerwiegend: Höllenfürst Diablo scheint wieder erwacht
zu sein und terrorisiert nun mit Hilfe des irren Königs das ganze Land bzw. auch das Dorf. Wir, selbst ein ehemaliger Dorfbewohner,
kehren als angehender Held von einer langen Reise in unsere Heimat zurück und müssen feststellen, das die einzige Hoffnung für
das Dorf darin besteht, daß wir uns in die Katakomben unterhalb der Kirche begeben und dort endgültig mit dem Erzdämonen
abrechnen.
Aller Anfang ist allerdings schwer und so beginnen mit einer jämmerlichen Ausrüstung und noch wenig Kampferfahrung. Uns bleibt
die Auswahl zwischen drei Charakteren: Dem Warrior, dem Rogue und einem Sorcerer. Jede Figur besitzt natürlich individuelle
Fähigkeiten und Vor- bzw. Nachteile. Der Kämpfer kann beispielsweise so gut wie alle Waffen und Rüstungen tragen, muß dafür
aber immer direkt in den Nahkampf gehen.
Der flinke Dieb darf mit Pfeil und Bogen schon von weitem die Umwelt unsicher machen und kann Fallen entschärfen. Allerdings
sollte man hier besser keinen Gegner in Schwertnähe lassen.
Der Magier hingegen wird mit ansteigendem Level so richtig mächtig und läßt mit seinen Zaubersprüchen so manchen Gegner zu
Staub zerfallen. Der Nachteil ist nur, daß jeder Zauber Manapunkte kostet und diese stehen ihm eben nicht in unbegrenzter Menge
zur Verfügung.
Leider kommt Diablo mit recht wenigen Charakterwerten aus. Nach einem Levelaufstieg können maximal 5
Eigenschaftspunkte auf die Werte Vitality, Dexterity, Magic und Strength verteilt werden. Die Erhöhung dieser Eigenschaften bringt
z. B. mehr Hitpoints, größere Schlagkraft oder auch eine höhere Rüstungsklasse. Eine Anzeige hält uns immer darüber im
Laufenden, wieviel Erfahrungspunkte wir noch bis zur nächsten Stufe benötigen. Natürlich gibt jedes Monster nach dessen Tötung
je nach Stärke mehr oder weniger EPs ab. Da ein Spiel grundsätzlich im Dorf beginnt, ist der Anfang von Diablo fast immer
gleich gestrickt. Sobald man allerdings den Dungeon betritt, dürfen wir uns auf eine neue Levelstruktur und teils andere
Gegnerarten freuen.
Und das macht auch den eigentlichen Reiz des Games aus, da es ja so gut wie keine Story in dem Spiel gibt. Um den Spieler
nicht nur Stur auf ein Hauptziel zu drängen, gibt es in Diablo mehrere Quests zu lösen, die sich von Spiel zu Spiel auch
unterscheiden können. Als Belohnung erhält man hier entweder Erfahrungspunkte oder mächtige Waffen bzw. Rüstungen.
Überhaupt findet man in den Dungeons fast an jeder Ecke irgendwelche Gegenstände oder auch Geld. Entweder nachdem man
ein Monster in den hoffentlich endgültigen Tod geschickt hat oder durch das Zerschlagen von Fässern, dem Öffnen von Truhen
und ähnlichem. Goldstücke sind immer gern gesehen, kann man sich doch im Dorf einige sehr gute Ausrüstungsgegenstände
kaufen.
Freilich ist es auch möglich, nicht benötige Dinge zu verkaufen. Der Preis hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab: In erster
Linie zahlt der ortsansässige Schmied für mächtige Gegenstände auch einen entsprechend hohen Betrag. Voraussetzung dafür ist
allerdings, daß man diese Waffe oder Rüstung auch als solche identifiziert hat.
Ein weiterer Punkt ist der Zustand der Ausrüstung, der nicht gerade so über null liegen sollte. Aber hier ist ja glücklicherweise eine
Aufbesserung möglich. An Waffen gibt es wirklich alles, was das Rollenspielherz begehrt: Von Groß- über kleinkalibrigen
Schwertern, Äxten, Bögen und Keulen bis hin zu alle Arten von Rüstungen und anderen Ausrüstungsgegenständen wurde wirklich
alles in das Spiel miteingebaut. Ob man die Sachen dann allerdings benutzen kann, hängt vor allem von dem Charakter und
dessen Platz ab. Wer z. B. schon ein Schild in der Hand hält, wird wohl kaum einen Zweihänder schwingen können. Überhaupt
wurde stark auf die Waffen-Monsterabhängigkeit geachtet. Skelette kann man z. B. mit einer großen Keule weit besser in den
Boden stampfen, als mit einem scharfen Rapier.
Die Steuerung wurde an den actionreichen Spielverlauf optimal angepaßt. Das Spiel wird komplett mit der Maustaste gesteuert,
aber natürlich stehen auch einige Shortcuts auf der Tastatur zur Verfügung. Mit der linken Maustaste wird die Spielfigur bewegt bzw.
Gegenstände manipuliert, während ein beherzter "Rechtsklick" Zaubersprüche und Schriftrollen aktiviert. Und da wir schon beim
Inventory sind: Dieses wurde recht gut aufgebaut. Es besteht 10 mal 4 Feldern und hat damit beispielsweise für 40 Health Flaschen
Platz, da jede Flasche nur ein Feld für sich beansprucht. Größere Gegenstände benutzen dagegen schon mehr Felder und so
kann es sein, daß das Inventory mit 3-4 sperrigen Gegenständen schon voll ist. Hier ist jedenfalls kräftiges Sortieren angesagt,
denn damit kann man noch einiges an Platz herausholen. Der wichtigste Teil von Diablo ist aber wohl die Technik sprich
Grafik und Sound:
|





|
Hier haben sich die Programmierer von Blizzard die meiste Mühe gegeben. Die Spielumgebung ist sehr detailliert und
komplett gerendert. Auf den ersten Blick meint man die Grafikengine von Attics/Sir-Techs "Der Druidenzirkel" vor sich zu
haben. Aber dieser Eindruck entsteht glücklicherweise (!) nur bei den statischen Bildschirmfotos. Denn die Dungeons von
Diablo sprühen nur so vor Leben. Licht- und Schatteneffekte der Fackeln, toll animierte Monster, Särge, die sich bei
Berührung verschieben, zerschlagbare Fässer und und und geben diesem Game so eine Art Eigenleben und lassen enormen
Spielspaß entstehen.
Wie bereits oben schon erwähnt, bleiben Gegenstände und Monster, die hinter einer Mauer versteckt sind, sichtbar, da diese
einfach transparent gemacht wurde. Allerdings sieht man natürlich nicht durch die Mauern hindurch in andere Räume. Es kann
durchaus passieren, daß wir eine Tür öffnen, Licht durch den Fackelschein in den Raum geworfen wird und wir uns plötzlich einer
riesigen Horde von Zombies erwehren müssen.
Die Animationen unseres Charakters sind eine Augenweide. Wir sehen ganz genau, wie dieser mit einem deftigen Schlag dem
Monster von Nebenan kräftig eins auf die Mütze haut, oder wenn er einen der zahlreichen Zaubersprüche heraufbeschwört. Die
Sound FX passen dabei optimal zum bunten Bildschirmtreiben und selbst die Hintergrundmusik kann überzeugen.
Die Gegnerzahl ist relativ vielzählig, wobei man allerdings sagen muß, daß einige Monsterarten in den späteren Level einfach nur
stärker gemacht und umbenannt wurden. Ihre tolle grafische Präsentation macht diesen Minuspunkt aber mehr als wett. Insgesamt
durchlaufen wir 16 Level, die wie gesagt in ihrer Zusammensetzung bei jedem Start neu ausgewürfelt werden. Und eines ist sicher:
In keinem Rollenspiel gibt es wohl einen höheren Kills pro Level Faktor, wie in Diablo. Bis wir vor finalen Endgegner, sprich
den Fürstdämon persönlich, stehen vergeht allerdings nicht allzuviel Zeit. Findige Spieler werden wohl max. 3-4 Tage benötigen,
um sich an dem mittelprächtigen Abspann ergötzen zu können.
Und diesem Umstand hat Blizzard auch Rechnung getragen! Es ist sowohl möglich per Modem, Nullmodem, Netzwerk als
auch über Internet eine Mehrspielerpartie für bis zu vier Personen einzurichten. Und wenn ich nur diese Option bewerten müßte,
dann würde das Spiel über 90% erhalten - so stark zieht einen die Mehrspieleroption in den Bann. Mittlerweile ist ein ganzer Kult um
das Battle Net, das eigens für Internetspiele von Blizzard ins Leben gerufen wurde, entstanden. Jeder Spieler versucht
seinen Charakter möglichst in die höheren Erfahrungsränge zu bringen und soviel magische Waffen wie möglich zu ergattern.
Richtige Tauschbörsen wurden eigens für diesen Zweck eingerichtet und es haben sich sogar ganze Diablo Gilden
gebildet, denen man sich anschließen darf.
Fakt ist allerdings, daß wir hier nur den Einspielermodus werten können und selbst der liegt schon überdurchschnittlich hoch.
Diablo wird auf einer CD ausgeliefert und nutzt außer für den guten Rendervorspann kaum die Möglichkeiten dieses
Mediums aus.
Text von ATG
|
|


Meinung von
|
Die Frage, ob Diablo ein Hack & Slay Rollenspiel,
Action-Adventure oder eher reinrassiges Actionspiel
mit Rollenspielelementen ist, wird wohl noch einige
Spieler beschäftigen. Dabei ist das Genre doch eigentlich
gar nicht so wichtig, Hauptsache ist, daß das Game
Spaß macht.
Und davon kann man bei Blizzards neuestem Produkt auf alle Fälle ausgehen. Diablo ist eines dieser Spiele, die
man anmacht, sich sofort an die extrem gute Steuerung gewöhnt und sich gar nicht mehr davon lösen möchte, weil einen die Grafik
und das ganze Drumherum einfach fasziniert.
Das für ungeduldige Spieler störende Verteilen der Charakterwerte, das langatmige Aussuchen von Rassen und Klassen entfällt
hier fast völlig. Statt dessen stürzen wir uns nach kurzer Eingewöhnungsphase sofort ins Kampfgetümmel und metzeln
brutalerweise alles entzwei, was sich uns in den Weg stellt. Grafisch konnte man an diesem Produkt kaum noch etwas verbessern,
nur mit der Abwechslung hapert's spätestens nach dem dritten Spiel.
Der geniale Mehrspielermodus verschafft hier zwar enorme Abwechslung, aber wieviel Prozent der Diablo Spieler können
auf diese Möglichkeit zurückgreifen bzw. wer hat schon das Geld, sich stundenlang im Battle.Net aufzuhalten; bei den
Telekomtarifen!
;-)
Und warum ist dann Diablo nicht in den 90er Wertungen? Ganze einfach: Blizzard hätte hier noch SOVIEL machen
können! Die Oberwelt ist viel zu klein geraten - wenn schon ein Dorf, dann wenigstens eines, das einigermaßen groß ist. Auch hätte
ich mir mehr und vor allem anspruchsvollere Quests gewünscht. Rein grafisch kann man das Dorf mit "Der Druidenzirkel"
total vergleichen. Auch hier gibt es so gut wie keine Animationen. Die Rendergrafik wirkt völlig lieblos. Auch hätte man ein paar
mehr Levels einbauen können. Diablo ist leider relativ schnell besiegt. Aber nun genug bemängelt. Dieses Game müssen
Rollenspieler und Actionfanatiker gleichermaßen haben, denn es verbindet beide Elemente gekonnt miteinander.
|
|
|

Meinung von
|
Eines gilt bei Diablo auf alle Fälle: Haltet
euch nicht zu lange in der öden Oberwelt auf, sondern
begebt euch auf dem schnellsten Weg zum Dungeon. Aber
seid gewarnt: Wer diesen Keller einmal betreten hat,
kommt nicht mehr so schnell wieder heraus...
Sieht man mal von fehlenden Charakterwerten, der nicht vorhandenen Party, den relativ anspruchslosen Quests und der
winzigkleinen Oberwelt ab (erinnert mich irgendwie an die Alibi Oberwelt von Eye of the Beholder 2), bietet Diablo
nur Vorteile!
Es ist grafisch grandios. Ich persönlich habe sowas bis dato noch auf keinem Computer gesehen. Die Lichteffekte sind furios, die
Animationen der Figuren können voll überzeugen und die Gegner verhalten sich sehr einigermaßen intelligent.
Überhaupt ist die Anzahl der Monster erdrückend groß, was aber von den vielen verschiedenen Ausrüstungsgegenständen noch
weit übertroffen wird. Die Steuerung ist so einfach, daß die Eingewöhnungszeit minimal ist. Ganz und gar nicht minimal sind
dagegen die Monsterscharen, die uns während der Dungeonbesichtigung überfallen. Wer ein wenig Metzgerblut in seinen Adern
hat, wird hier sein El Dorado gefunden haben.
Im Mehrspielermodus darf man sich übrigens gut und gerne 5 Prozentpunkte dazurechnen. Dort werden dann wirklich sämtliche
Register in Sachen Spielspaß gezogen.
So, und jetzt werde ich mich wieder in die Unterwelt verdrücken und meinen Rogue Stufe 22 ein wenig aufpäppeln. Ach übrigens:
Beim Solomodus können die Charaktere nur bis zu einer bestimmten Stufe aufsteigen, während der Multiplayermodus meines
Wissens oben offen ist.
|
|
|


Genre:
Rollenspiel
Erschienen: 02/97
|
. |
|
|
P100 / 16MB |
: |
 |
P200 / 80MB
mit Voodoo 1 |
: |
 |
Cel 300 / 128MB
mit Voodoo 2 |
: |
 |
Cel 366 / 128MB
mit Riva TNT |
: |
 |
|
Hersteller
Schwierigkeitsgrad
Multiplayer
Sprache |
:
:
:
: |
Blizzard
Variabel
Netzwerk, Modem/Nullmodem
|
|
|
|
|